Standort für neue Forschungsanlage festgelegt

Der Röntgenlaser XFEL soll ab 2006 in den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein realisiert werden. Aus Anlass der gestrigen Standortbekanntgabe ist DESY in der Diele des Hamburger Rathauses mit der Ausstellung "Licht der Zukunft - Das europäische Röntgenlaserprojekt bei DESY" zu Gast.

Standort XFEL

Der neue Standort des Röntgenlasers XFEL: Der Tunnel für den Linearbeschleuniger beginnt auf dem DESY-Gelände in Hamburg und verläuft in nordwestlicher Richtung. Die Experimentierhalle liegt im südlichen Gebiet der Stadt Schenefeld im Kreis Pinneberg.

Auf einer Pressekonferenz veröffentlichte DESY gestern den neuen Standort für den geplanten Freie-Elektronen-Röntgenlaser XFEL. Er wird in den beiden Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein liegen. "Der Röntgenlaser wird dazu beitragen, dass der Wissenschaftsstandort Norddeutschland insgesamt strukturell gestärkt wird," kommentierte die Schleswig-Holsteinische Wissenschaftsministerin Ute Erdsiek-Rave. Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Norddeutschland werden sich noch stärker wissenschaftlich profilieren können. Außerdem werden von diesem Projekt Impulse für die Wirtschaft ausgehen. Hamburgs Wissenschaftssenator Jörg Dräger fügte hinzu: "Wir werden mit dem XFEL ein Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft für Norddeutschland umsetzen." Als nächster Schritt soll jetzt von den beiden Bundesländern ein Staatsvertrag unterzeichnet werden, der die planerischen Voraussetzungen für die Anlage schafft.

Der Bau des am 5. Februar 2003 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) genehmigten europäischen Röntgenlasers soll in 2006 beginnen. Die 3,3 km lange Anlage wird auf dem DESY-Gelände in Hamburg-Bahrenfeld anfangen, in nordwestlicher Richtung verlaufen und in der an Hamburg grenzenden Stadt Schenefeld (Kreis Pinneberg) enden. Hier soll die Experimentierhalle mit zehn Messstationen errichtet werden. Das Gelände ist so bemessen, dass später eine zweite Halle derselben Größe neben der ersten Halle gebaut werden könnte. Die Inbetriebnahme dieser in Europa einmaligen Anlage für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung wird nach heutiger Planung im Jahr 2012 beginnen. - Unverändert bleibt die Standortplanung für TESLA, das Zukunftsprojekt der Teilchenphysik, über dessen Realisierung noch keine Entscheidung getroffen wurde.

Am 5. Februar diesen Jahres hatte das Bundesforschungsministeriums (BMBF) entschieden, dass DESY den Freie-Elektronen-Röntgenlaser (XFEL) als europäische Forschungsanlage erhalten soll und bekannt gegeben, dass Deutschland wegen des Standortvorteils bereit ist, die Hälfte der Investitionskosten für den XFEL zu tragen. (Die Investitionskosten belaufen sich auf 673 Millionen Euro, ermittelt mit dem Preisniveau des Jahres 2000.) Gleichzeitig wurde eine Entscheidung über das TESLA-Projekt zurück gestellt. Danach war klar, dass der Röntgenlaser und TESLA nicht - wie ursprünglich geplant - zeitgleich realisiert werden und angestrebte standortbedingte wissenschaftliche und wirtschaftliche Synergieeffekte zwischen diesen beiden Projekten, die die ursprüngliche Standortplanung für den Röntgenlaser etwa 20 km von DESY entfernt festlegten, erst einmal wegfallen. Deshalb hat DESY sich entschieden, nach einem neuen Ort mit starker DESY-Anbindung zu suchen, der entsprechende Synergieeffekte ermöglicht. "Wir sind sehr froh, jetzt einen bestens geeigneten Standort für den neuen Röntgenlaser in DESY-Nähe gefunden zu haben," freut sich Professor Dr. Albrecht Wagner, Vorsitzender des DESY-Direktoriums. "Für die Versorgungsgebäude müssen keine neuen Grundstücke erworben werden, wir können sie auf dem DESY-Gelände errichten. Außerdem können wir Teile der vorhandenen Infrastruktur nutzen. Weit in die Zukunft geschaut, könnte man den Linearbeschleuniger des Röntgenlasers später mit auf dem DESY-Gelände schon vorhandenen Teilchenbeschleunigern verbinden, um neue Möglichkeiten für die Wissenschaft zu schaffen." Bis etwa Ende 2004 werden jetzt die Verhandlungen zur Finanzierung und Beteiligung an dem Röntgenlaserprojekt auf nationaler und europäischer Ebene weiter geführt und die detaillierten Planungsunterlagen erstellt, mit denen DESY dann das Planfeststellungsverfahren beantragen wird. Aus heutiger Sicht kann in der ersten Hälfte des Jahres 2006 mit dem "ersten Spatenstich" für die Anlage gerechnet werden.

XFEL-Ausstellung in der Diele des Hamburger Rathauses

Ausstellung im Rathaus

Das letzte Plakat der Röntgenlaser-Ausstellung wird gemeinsam von Senator Jörg Dräger (links), DESY-Direktor Albrecht Wagner (Mitte) und Ministerin Ute Erdsiek-Rave (rechts) aufgehängt. Es beschreibt den XFEL-Standort.

Aus Anlass der Standortentscheidung präsentiert sich DESY noch bis zum 19. November mit der Ausstellung "Licht der Zukunft - Das europäische Röntgenlaserprojekt bei DESY" in der Diele des Hamburger Rathauses. Aufgeteilt in die drei Themengruppen "Das Projekt im Allgemeinen", "Technik und Funktionsweise" und "Künftige Forschungsperspektiven" wird dieses in Europa einmalige Projekt der Grundlagenforschung auf insgesamt 48 Großtafeln allgemeinverständlich und anschaulich präsentiert. Eine vierte Themengruppe stellt das Forschungszentrum DESY vor. Highlight ist eine ein Meter lange Original-Beschleunigungsstruktur aus dem supraleitenden Metall Niob, die aus einer Testanlage stammt. Solche so genannten Resonatoren sind in den vergangenen zehn Jahren bei DESY zusammen mit der internationalen TESLA-Collaboration entwickelt und getestet worden. Sie bilden das Herzstück des 2200 Meter langen Elektronen-Linearbeschleunigers des Röntgenlasers. Die Ausstellung wurde gestern von dem Hamburger Wissenschafts- und Forschungssenator, Jörg Dräger, Ph.D., der Forschungs- und Wissenschaftsministerin des Landes Schleswig-Holstein, Ute Erdsiek-Rave, dem Vorsitzenden des DESY-Direktoriums Professor Dr. Albrecht Wagner und dem DESY-Forschungs-Direktor Professor Dr. Jochen Schneider nach der gemeinsamen Standort-Pressekonferenz eröffnet.

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