Start für Europäisierung des Röntgenlaserprojekts von DESY

Europäische Staaten wollen Beteiligung an dem geplanten XFEL konkretisieren

Schema der XFEL-Anlage

Schematische Darstellung der geplanten europäischen Röntgenlaseranlage XFEL.

Am 2. Februar 2004 fand in Darmstadt die konstituierende Sitzung des XFEL Steering Committee‘s (SC-XFEL) statt. Vorsitzender dieses Lenkungsausschusses ist Dr. Hermann Schunck, Bundesministerium für Bildung und Forschung. Der Ausschuss hat sich zur Aufgabe gemacht, die Beteiligung europäischer Staaten an dem geplanten europäischen Röntgenlaser-Laboratorium zu konkretisieren. Ziel ist es, im Jahr 2005 ein Memorandum of Understanding zur gemeinsamen Finanzierung des Baus und Betriebs der neuen Forschungsanlage zu unterzeichnen. Diese Absichtserklärung ist eine Voraussetzung für die endgültige Genehmigung des XFEL-Projekts. Der Röntgenlaser soll 2012 mit dem Betrieb beginnen.

"Dies ist der Start für die Europäisierung des geplanten Röntgenlaser-Laboratoriums", so der Kommentar von Prof. Dr. Jochen R. Schneider, Forschungsdirektor bei DESY und XFEL-Projektleiter. "Es ist von großer Bedeutung, dass die Staaten, die beabsichtigen sich am Bau und Betrieb des XFEL zu beteiligen, schon in dieser frühen Phase mit in die Gestaltung des Röntgenlaserprojekts eingebunden sind. Mit Deutschland sind jetzt elf Länder Mitglied in dem Komitee, weitere können folgen." Die zehn anderen Länder sind: Dänemark, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, die Niederlande, Russland, Schweden, die Schweiz und Spanien.

Der Lenkungsausschuss ist mit hochrangigen Regierungsvertretern besetzt und auf Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entstanden. Sein generelles Ziel ist es, "den Prozess der Gründung eines Konsortiums für den Bau und Betrieb eines europäischen XFEL-Laboratoriums zu fördern und zu gestalten". Hauptaufgaben in den kommenden 18 Monaten sind die Erarbeitung der konkreten Länderbeteiligung an dem Projekt, die Vorbereitung einer europäischen Organisationsform und die Erstellung einer endgültigen Projektbeschreibung (Technical Design Report) mit technischen Parametern und einer angepassten Kostenabschätzung. Die Ergebnisse sind dann die Basis für ein staatliches Abkommen zum Bau und Betrieb des europäischen Röntgenlasers XFEL.

Zwei Arbeitsgruppen werden den Lenkungsausschuss unterstützen. Sie sind mit Vertretern aus allen an einer Beteiligung interessierten Staaten besetzt und werden im März das erste Mal tagen: Die Arbeitsgruppe für wissenschaftliche und technische Belange (STI-XFEL) unter der Leitung von Prof. Francesco Sette, Forschungsdirektor der ESRF in Grenoble, und die Arbeitsgruppe für administrative und finanzielle Belange (AFI-XFEL) unter der Leitung von Dr. Hermann-Friedrich Wagner, Bundesforschungsministerium. Die Hauptaufgabe der STI-Gruppe ist es, Einigung über die wissenschaftlichen Ziele der neuen Anlage und ihre technische Auslegung zu erzielen. Auf dem Programm der AFI-Gruppe stehen der legale Rahmen, die Organisationsform und das Finanzierungskonzept.

Der Freie-Elektronen-Röntgenlaser XFEL (X steht für Röntgen, im Englischen X-ray radiation) wurde am 5. Februar 2003 von der Bundesregierung im Grundsatz mit der Auflage genehmigt, dass er als europäisches Projekt realisiert wird und etwa 50 Prozent der Kosten von anderen Staaten getragen werden. Die insgesamt ca. 3 km lange Anlage wird bei DESY in Hamburg beginnen und in Schenefeld, Schleswig-Holstein, in der Experimentierhalle enden. Sie ist einmalig in Europa und sichert dem Forschungs- und Industriestandort Deutschland eine führende Rolle. Ihre Gesamtkosten wurden 2001 mit 684 Millionen Euro veranschlagt. Als "Lichtquelle der Superlative" wird der XFEL der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung und auch der Industrie ungeahnte Aussichten bieten. Mit seinen hochintensiven ultrakurzen und laserartigen Röntgenblitzen wird es möglich sein, die Eigenschaften von Werkstoffen und Biomolekülen in atomaren Dimensionen und mit atomarer Auflösung quasi zu filmen. Dies eröffnet neue Perspektiven für die Zukunft zum Beispiel bei der Entwicklung maßgeschneiderter Materialien im Nanobereich für die Elektronik oder neuer wirkungsvollerer Medikamente.

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