Standort für neue Forschungsanlage festgelegt

Der Bau des am 5. Februar 2003 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) genehmigten europäischen Röntgenlaserprojekts (XFEL*) soll in 2006 beginnen. Der Standort des XFEL wurde jetzt vom Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY festgelegt und heute bekannt gegeben. Die 3,3 km lange Anlage soll in den Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein liegen. Sie wird auf dem DESY-Gelände in Hamburg-Bahrenfeld anfangen, in nordwestlicher Richtung verlaufen und in der an Hamburg grenzenden Stadt Schenefeld (Kreis Pinneberg) enden. Hier soll die Experimentierhalle mit zehn Messstationen errichtet werden. Das Gelände ist so bemessen, dass später eine zweite Halle derselben Größe neben der ersten Halle gebaut werden könnte. Die Inbetriebnahme dieser in Europa einmaligen Anlage für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung wird nach heutiger Planung im Jahr 2012 beginnen. – Unverändert bleibt die Standortplanung für TESLA**, das Zukunftsprojekt der Teilchenphysik, über dessen Realisierung noch keine Entscheidung getroffen wurde.

Am 5. Februar diesen Jahres hatte das Bundesforschungsministeriums (BMBF) entschieden, dass DESY den Freie-Elektronen-Röntgenlaser (XFEL) als europäische Forschungsanlage erhalten soll und bekannt gegeben, dass Deutschland wegen des Standortvorteils bereit ist, die Hälfte der Investitionskosten für den XFEL zu tragen. (Die Investitionskosten belaufen sich auf 673 Millionen Euro, ermittelt mit dem Preisniveau des Jahres 2000.) Gleichzeitig wurde eine Entscheidung über das TESLA-Projekt zurück gestellt. Danach war klar, dass der Röntgenlaser und TESLA nicht – wie ursprünglich geplant – zeitgleich realisiert werden und angestrebte wissenschaftliche und wirtschaftliche Synergieeffekte zwischen diesen beiden Projekten, die die ursprüngliche Standortplanung für den Röntgenlaser etwa 20 km von DESY entfernt festlegten, erst einmal wegfallen. Deshalb hat DESY sich entschieden, nach einem neuen Ort mit starker DESY-Anbindung zu suchen, der entsprechende Synergieeffekte ermöglicht. "Wir sind sehr froh, jetzt einen bestens geeigneten Standort für den neuen Röntgenlaser in DESY-Nähe gefunden zu haben," freut sich Professor Dr. Albrecht Wagner, Vorsitzender des DESY-Direktoriums. "Für die Versorgungsgebäude müssen keine neuen Grundstücke erworben werden, wir können sie auf dem DESY-Gelände errichten. Außerdem können wir Teile der vorhandenen Infrastruktur nutzen. Weit in die Zukunft geschaut, könnte man den Linearbeschleuniger des Röntgenlasers später mit auf dem DESY-Gelände schon vorhandenen Teilchenbeschleunigern verbinden, um neue Möglichkeiten für die Wissenschaft zu schaffen." Bis etwa Ende 2004 werden jetzt die Verhandlungen zur Finanzierung und Beteiligung an dem Röntgenlaserprojekt auf nationaler und europäischer Ebene weiter geführt und die detaillierten Planungsunterlagen erstellt, mit denen DESY dann das Planfeststellungsverfahren beantragen wird. Aus heutiger Sicht kann in der ersten Hälfte des Jahres 2006 mit dem "ersten Spatenstich" für die Anlage gerechnet werden.



29. Oktober – 19. November 2003: Ausstellung in der Diele des Hamburger Rathauses

Aus Anlass der Standortentscheidung ist DESY vom 29. Oktober bis zum 19. November mit der Ausstellung "Licht der Zukunft – Das europäische Röntgenlaserprojekt bei DESY" in der Diele des Hamburger Rathauses zu Gast. Aufgeteilt in die drei Themengruppen "Das Projekt im Allgemeinen", "Technik und Funktionsweise" und "Künftige Forschungsperspektiven" wird dieses in Europa einmalige Projekt der Grundlagenforschung auf insgesamt 48 Großtafeln allgemeinverständlich und anschaulich präsentiert. Eine vierte Themengruppe stellt das Forschungszentrum DESY vor. Highlight ist eine ein Meter lange Original Beschleunigungsstruktur aus dem supraleitenden Metall Niob, die aus einer Testanlage stammt. Solche so genannten Resonatoren sind in den vergangenen zehn Jahren bei DESY zusammen mit der internationalen TESLA-Collaboration entwickelt und getestet worden. Sie bilden das Herzstück des 2200 Meter langen Elektronen-Linearbeschleunigers des Röntgenlasers. Die Ausstellung wurde heute von dem Hamburger Wissenschafts- und Forschungssenator, Jörg Dräger, der Forschungs- und Wissenschaftsministerin des Landes Schleswig-Holstein, Ute Erdsiek-Rave, und dem Vorsitzenden des DESY-Direktoriums Professor Albrecht Wagner nach der gemeinsamen Standort-Pressekonferenz eröffnet.



Der Freie-Elektronen-Röntgenlaser XFEL

Das von DESY vorgeschlagene europäische Röntgenlaserlabor wird in Europa einmalige Möglichkeiten für die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung schaffen. Es werden sich ganz neue, faszinierende Untersuchungsmöglichkeiten für eine Vielzahl von Fragen aus den Naturwissenschaften ergeben – von der Physik, über die Chemie, die Material- und Geowissenschaften bis hin zu den Lebenswissenschaften. Die Anlage erzeugt laserartige Röntgenstrahlung mit Wellenlängen im Nanometerbereich, Lichtpulsen von weniger als 100 Femtosekunden (das ist ein Zehntel einer Billionstel Sekunde) und mit bisher unerreichbar hohen Werten der Leuchtstärke. Dadurch wird es im kommenden Jahrzehnt erstmals möglich, Momentaufnahmen auf der atomaren Zeitskala von atomaren Details und Abläufen in Materialien und Biomolekülen herzustellen.



*XFEL Abkürzung für Freie-Elektronen-Röntgenlaser, wobei X für Röntgenstrahlung steht, im Englischen X-ray radiation, das bei DESY geplante europäische Röntgenlaserprojekt; eine 3,3 km lange Anlage, die bei DESY beginnend von Hamburg bis nach Schleswig-Holstein reicht, und zwar in das an Hamburg grenzende südliche Gebiet der Stadt Schenefeld im Kreis Pinneberg

**TESLA ist die Abkürzung für TeV-Energy Superconducting Linear Accelerator, das bedeutet: supraleitender Linaerbeschleuniger für Energien im Bereich von Tera-Elektronenvolt. Tera steht für 1000 Milliarden;
Elektronenvolt ist die in der Teilchenphysik benutzte Energieeinheit. TESLA ist ein Zukunftsprojekt der Teilchenphysik, mit einem 33 km langen Tunnel, der bei DESY in Hamburg beginnen soll und bis
Westerhorn im Norden des Kreises Pinneberg reicht, und einem etwa in der Mitte der Strecke gelegenen Forschungsgelände in Ellerhoop.

Standortvorschlag
DESY schlägt seinen Zuwendungsgebern und europäischen Partnern einen Standort des Röntgenlaserprojekts vor, der in den beiden Bundesländern Hamburg und Schleswig-Holstein liegt. Die Versorgungsstation liegt auf dem DESY-Gelände in Hamburg. Hier beginnt auch der Tunnel für den Linearbeschleuniger. Die Experimentierhalle soll auf einem Gelände im südlichen Gebiet der an Hamburg grenzenden Stadt Schenefeld (Kreis Pinneberg) errichtet werden. (Quelle: DESY Hamburg)

 
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