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DESY News: WAVE misst Wellen für die Wissenschaft
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Meldungen vom Forschungszentrum DESY
WAVE misst Wellen für die Wissenschaft
Forschende von Universität Hamburg, DESY und des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) Potsdam haben erstmals mit Hilfe eines Glasfasernetzwerks Bodenvibrationen und -schwingungen auf dem DESY-Forschungscampus Bahrenfeld vermessen und deren Ursachen analysiert. In ihrer jetzt veröffentlichten Demonstrationsstudie zu dieser neuartigen Messmethode schildert die WAVE-Kollaboration, wie sensibel solch ein seismisches Netzwerk auf dem Campus die Auswirkungen seismisch übertragener Störungen messen lassen. Die Studie beinhaltet auch Ideen zum Aufbaueines seismischen Netzwerks als Bestandteil der Forschungsinfrastruktur auf dem Campus.

Auch solch ein Vibrotruck war während der Messkampagne unterwegs und versetzte den Boden gezielt in Schwingung. Diese wurden dann mit den Glasfasern vermessen. Foto: DESY, Marta Mayer
Für die Messung der Schwingungen haben die Forschenden ein sogenanntes seismisches Netzwerk genutzt. Es besteht aus ortsverteilten akustischen Sensoren (distributed acoustic sensing, DAS). Die Technologie basiert auf Glasfaserkabeln, die eigens für die Messungen verlegt werden, oder nutzt bereits vorhandene Glasfaserkabel aus der Telekommunikation. In die Glasfaser wird ein Laserpuls eingespeist, und mithilfe von Laserinterferometrie können die Dehnungen und Stauchungen der optischen Glasfaserkabel durch die Bodenschwingungen metergenau vermessen werden. Mit demselben Verfahren lässt sich die Übertragung akustischer, für das menschliche Ohr hörbarer Signale messen. Die Demonstrationsstudie der WAVE Initiative basiert auf Messungen entlang eines gut 12 Kilometer langen Strangs vorhandener Glasfaserkabel, die unter anderem in der PETRA III-Experimentierhalle Max von Laue und im Tunnel des Röntgenlasers European XFEL verlaufen.

Das Team der WAVE-Initiative hat neben vom Menschen verursachten Bodenschwingungen unter anderem auch die abgewschwächten Wellen eines Erdbebens in China auf dem Forschungscampus nachweisen können. Das Bild zeigt Ausbreitung der Wellen entlang des European XFEL-Tunnels. Bild: WAVE-Initiative
Eine Kenntnis über seismische Störungen auf dem Campus ist zudem ein Gewinn für alle Forschungsanlagen und Labore vor Ort. Für das Forschungszentrum DESY haben seismisch übertragene Störungen eine große Relevanz mit Blick auf Großforschungsanlagen, wie beispielsweise den European XFEL, die Messstationen an der Hochleistungs-Röntgenquelle PETRA III und die zukünftige Anlage PETRA IV. „Wir haben Schwingungen von 10 Millihertz bis zu 500 Hertz verfolgt und dabei verschiedenste Schwingungsquellen identifiziert“, so Holger Schlarb. „Mit einer dauerhaften Installation eines solchen Messnetzes könnten wir den Einfluss auf die Experimente und die Möglichkeiten, ihn zu vermeiden, genau studieren. Die Forschung bei uns könnte dadurch enorm profitieren.“ Mit dem System könnte man auch eine Art Frühwarnsystem für alternde und damit Lärm verursachende Lüfter, Klappen oder andere technische Komponenten einrichten.
Für die Geophysikerin Céline Hadziioannou und ihren Kollegen Dirk Gajewski vom Exzellenzcluster CliCCS ist über die Erforschung der Technologie seismischer Netzwerke hinaus eine Anwendung im Zusammenhang mit Smart City-Konzepten, sowie Nachhaltigkeit und urbaner Sicherheit in Städten interessant.
Weitere Informationen
Webseite der WAVE-Initiative
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