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DESY News: Gefilmter Film: Forscher beobachten Fotobelichtung auf der Nano-Ebene
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Meldungen vom Forschungszentrum DESY
Gefilmter Film: Forscher beobachten Fotobelichtung auf der Nano-Ebene
Ein internationales Forscherteam hat an DESYs heller Röntgenquelle PETRA III die Belichtung eines Fotopapiers auf der Ebene einzelner Nanokristalle beobachtet. Die Messungen zeigen, wie sich die lichtempfindlichen Körnchen in der fotografischen Emulsion verformen, drehen und schließlich zerfallen. Die ausgefeilte Untersuchungstechnik ermöglicht die Millisekunden-genaue Untersuchung eines breiten Spektrums chemischer und physikalischer Prozesse in Materialien. Das Forscherteam unter Leitung von Prof. Jianwei (John) Miao von der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA) und Prof. Tim Salditt von der Universität Göttingen stellen ihre Technik und die Beobachtungen damit im Fachblatt „Nature Materials“ vor.

Die Röntgenstrahlung diente in dem Versuch nicht nur zur Belichtung des Fotopapiers, sondern auch zur Analyse der inneren Zusammensetzung. Das Papier besitzt einen lichtempfindlichen Film von einigen Mikrometern (tausendstel Millimetern) Dicke, der aus winzigen Silberbromid-Körnchen in einer Gelatineschicht besteht. Die Körnchen haben eine mittlere Dicke von 700 Nanometern (millionstel Millimetern). Wenn Röntgenstrahlung auf so ein kristallines Körnchen trifft, wird sie in charakteristischer Weise gebeugt. Aus dem resultierenden Beugungsmuster auf dem Detektor lassen sich Eigenschaften wie die Gitterweite des Kristalls, die chemische Zusammensetzung und die Orientierung ablesen.
„Da der Röntgenstrahl mit einer Ausdehnung von 270 mal 370 Nanometern kleiner war als die mittlere Korngröße, konnten wir individuelle Silberbromid-Körnchen in dem ,Burn‘-Papier beobachten“, erläutert Salditt, der als Partner von DESY die GINIX-Anlage (Göttingen Instrument for Nano-Imaging with X-Rays) an der Messstation P10 mit aufbaut und betreibt.

Das Fotopapier unter dem Rasterelektronenmikroskop: Links vor der Belichtung, rechts danach. Bilder: Jeff (Zhifeng) Huang/UCLA
Angesichts der rasanten Entwicklung moderner Synchrotron-Strahlungsquellen in den USA, Europa und Asien erwarten die Autoren, „dass die In-Situ-Nanodiffraktion, die eine Messung atomgenauer Beugungsbilder mit Millisekunden-Zeitauflösung ermöglicht, breite Anwendung zur Untersuchung von Phasenübergängen, chemischen Reaktionen, Kristallwachstum, Korngrenzendynamik, Gitterausdehnungen und -kontraktionen in der Materialforschung, den Nanowissenschaften und der Chemie findet.“
Originalveröffentlichung
Grain rotation and lattice deformation during photoinduced chemical reactions revealed by in situ X-ray nanodiffraction; Zhifeng Huang, Matthias Bartels, Rui Xu, Markus Osterhoff, Sebastian Kalbfleisch, Michael Sprung, Akihiro Suzuki, Yukio Takahashi, Thomas N. Blanton, Tim Salditt und Jianwei Miao; „Nature Materials“, 2015; DOI: 10.1038/NMAT4311
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Die Röntgenstreubilder zeigen die dynamischen Veränderungen des fotosensitiven Films während der Belichtung durch Wandern und Aufspalten einzelner Diffraktionspunkte. Video: Jeff (Zhifeng) Huang/UCLA