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DESY News: Innovationen für die Gesundheit: Wenn Molekülspektroskopie auf Laser und Photonik trifft
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Innovationen für die Gesundheit: Wenn Molekülspektroskopie auf Laser und Photonik trifft
Einem Team um den DESY-Wissenschaftler Tim Laarmann ist es gelungen, die „Schwingungs-Fingerabdrücke“ von Glukose-Molekülen in wässriger Lösung mit einem nichtlinearen optischen Verfahren im mittleren Infrarot-Spektralbereich, der so genannten Ultrabreitband-Vibrations- Frequenzsummen-Erzeugung (VSFG), nachzuweisen. Das Herzstück dieser Studie ist ein hochmodernes VSFG-Spektrometer, das bei physiologisch relevanten niedrigen Probenkonzentrationen im Bereich von 10 Millimolar oder etwa 180 Milligramm pro Deziliter wässriger Glukose-Lösung effektiv arbeitet. Die Ergebnisse wurden gerade in der Zeitschrift Optics Express veröffentlicht.

DESY und die 2014 gegründete Firma Class 5 Photonics, eine Ausgründung von DESY und dem Helmholtz-Institut Jena, haben gemeinsam eine Schlüsselkomponente dieser Technologie entwickelt: einen maßgeschneiderten OPCPA-Laser (kurz für „Optical Parametric Chirped Pulse Amplification“) im mittleren Infrarot-Spektralbereich, der einen nichtlinearen LiGaS2-Kristall verwendet. „Um das zu erreichen, haben wir unterschiedliche optische Kristalle untersucht und eine neuartige Laserarchitektur mit dem Namen White Dwarf HE DFG-Prototyp entwickelt“, erklärt Robert Riedel, CEO und Mitbegründer von Class 5 Photonics. Das Verbundforschungsprojekt wurde im Rahmen des Programms „PROFI Transfer Plus“ der Hamburger Investitions- und Förderbank (IFB) finanziert. Das innovative Lasersystem erzeugt breitbandige, auf 9 Mikrometer zentrierte Pulse mit einer beeindruckenden Pulsdauer von nur 114 Femtosekunden, einer hohen mittleren Leistung von 245 Milliwatt und einer Pulsenergie von 1,2 Mikrojoule bei einer hohen Repetitionsrate von 200 Kilohertz. Ein solcher Laser war bisher nicht kommerziell verfügbar.
„Die möglichen Anwendungsbereiche dieser Forschung gehen über den Glukose Nachweis hinaus“, sagt Mahesh Namboodiri, Postdoc in Tim Laarmanns Forschungsteam. Namboodiri ist für die Weiterentwicklung der VSFG-Spektroskopie und VSFG-Mikroskopie verantwortlich. Die Forschenden sind davon überzeugt, dass die Möglichkeit, relevante Substanzen in geringen Konzentrationen an komplexen Grenzflächen zu detektieren, neue Wege im Gesundheitswesen eröffnet. „Ein rein optisches, minimal invasives und markierungsfreies Diagnoseinstrument könnte einen bedeutenden Fortschritt in der Gesundheitsdiagnostik darstellen, da es den Zugang zu solchen spezifischen molekularen Informationen in klinischen Anwendungen erleichtert“, erklärt Laarmann, der auch an der Forschung des Clusters „CUI: Advanced Imaging of Matter“ am Exzellenzcluster der Universität Hamburg beteiligt ist. So könnte das Verständnis der molekularen Mechanismen an Grenzflächen beispielsweise bei der Bildung bakterieller Biofilme zu besseren Strategien der Infektionskontrolle führen“, betont Namboodiri. Er hat erfolgreich eine Finanzierung durch das DESY-Generator Programm (DGP) beantragt, um das Konzept und die Anwendung der Technologie zur Marktreife zu bringen.
Originalveröffentlichung
C. Luo, M. Namboodiri, M. Schulz, R. Riedel, M. Prandolini, and T. Laarmann, Spectral fingerprinting of aqueous glucose with ultra-broadband vibrational sum-frequency generation spectroscopy at bio-relevant low concentration, Optics Express (2025), DOI: 10.1364/OE.544862