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DESY News: Self-Seeding-Kaskade mit hoher Wiederholrate erzeugt helle Röntgenpulse
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Meldungen vom Forschungszentrum DESY
Self-Seeding-Kaskade mit hoher Wiederholrate erzeugt helle Röntgenpulse
Ein internationales Forschungsteam bei European XFEL und DESY hat gezeigt, wie sich die von einem Röntgenlaser bei hohen Wiederholraten erzeugte Röntgenstrahlung mit scharf definierten Wellenlängen deutlich steigern lässt. Ein kaskadenartiger Aufbau eröffnet neue Experimentiermöglichkeiten in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Bereichen, in denen Röntgenstrahlung für ultraschnelle Spektroskopie, Streuung und bildgebende Verfahren eingesetzt wird.

Layout des kaskadenartigen HXRSS-Aufbaus am European XFEL, bestehend aus drei Undulatorabschnitten (U1, U2 und U3) und zwei magnetischen Schikanen (C1 und C2) mit dünnen Diamantkristallen (X1 und X2). Diese erzeugen eine schmalbandige Kerbe im Spektrum, die dann im nachfolgenden Undulatorabschnitt verstärkt wird. So entstehen helle Röntgenpulse mit scharf definierten Wellenlängen. (Bild: European XFEL)
In einem herkömmlichen HXRSS-Aufbau erzeugen im Linearbeschleuniger beschleunigte Elektronenpakete in einer Magnetanordnung, dem ersten Undulatorabschnitt, Röntgenstrahlung nach dem Prinzip der selbstverstärkten spontanen Emission (SASE). Ein spezielles Filterverfahren wählt einen schmalen Wellenlängenbereich der Strahlung aus, die dann als „Seed“ in einen zweiten Undulatorabschnitt geleitet wird, wo sie erneut verstärkt wird. Aufgrund der hohen Wiederholrate des European XFEL im Megahertz-Bereich erwärmt sich jedoch der Diamantkristall, der den Hauptteil des Filteraufbaus bildet, was zu einer Verschiebung und Verformung des ausgewählten Wellenlängenbereichs führt.
Dieser unerwünschte Effekt wurde nun zum ersten Mal untersucht und erwies sich bei Röntgenwellenlängen über 1,5 Ångstrom als wichtig. Um den Effekt zu vermeiden, realisierte ein internationales Forschungsteam am European XFEL einen kaskadenartigen Aufbau, bei dem der Filterungsprozess mit einem zweiten Kristall und einem abschließenden Undulatorabschnitt wiederholt wird. So konnte das Team Tausende von Röntgenpulsen pro Sekunde erzeugen mit sehr schmaler spektraler Bandbreite – das heißt scharf definierter Wellenlänge – und einer durchschnittlichen spektralen Helligkeit, die etwa zwei Größenordnungen höher war als bei allen anderen Röntgenlaseranlagen weltweit.
„Wir freuen uns sehr, dass Hard X-ray Self-Seeding nun auch am European XFEL Realität geworden ist, mehr als 10 Jahre nach der ersten theoretischen Beschreibung durch ein Team von DESY FEL-Physikern“, sagt Winfried Decking, Koordinator des European XFEL-Beschleunigers bei DESY. „Mit den jetzigen Verfahren kann die hohe Wiederholrate des supraleitenden Linearbeschleunigers optimal genutzt werden.“
„HXRSS eröffnet spannende neue Möglichkeiten in vielen unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen“, erklärt Serguei Molodtsov, wissenschaftlicher Direktor bei European XFEL. „Die Mößbauer-Spektroskopie mit harten Röntgenphotonen von so geringer Bandbreite kann zum Beispiel für Anwendungen in der extremen Metrologie mit ultrapräzisen Atomkernuhren oder zur Untersuchung der Dynamik und der Phasenübergänge in kondensierter Materie genutzt werden.“ Der Einsatz des HXRSS-Aufbaus am European XFEL ermöglichte bereits bahnbrechende Schritte in Richtung einer neuen Generation von Atomkernuhren, die auf der resonanten Anregung des Scandium-Isomers 45Sc basieren.
Originalveröffentlichung:
„Cascaded hard X-ray self-seeded free-electron laser at megahertz repetition rate“, Shan Liu, Christian Grech, Marc Guetg, et al., „Nature Photonics“, 2023. DOI:10.1038/s41566-023-01305-x