DESY News: Untersuchungen von antiken Funden der Varusschlacht an PETRA III

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ger,eng
02.11.2022
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Untersuchungen von antiken Funden der Varusschlacht an PETRA III

Licht auf die Vergangenheit

Die Varusschlacht ist ein berühmtes Ereignis der Antike: Im Jahr 9 n.Chr. vernichtete das germanische Heer des sagenumwobenen Arminius mehrere römische Legionen und stoppte damit den Vorstoß der Römer ins damalige Germanien. Archäologische Ausgrabungen in Kalkriese zeugen von dieser Schlacht im Teutoburger Wald und förderten unter anderem Knochen, römische Militaria und Münzen sowie jüngst eine fast vollständig erhaltene Legionärsrüstung zutage. Zu den besonderen Funden von dem Schlachtfeld gehören auch sechs kleine Glasaugen, kaum größer als Fingerkuppen, manche von ihnen blau, andere schwarz.

Das Glasauge vor der Messung und Aufbau des Experiments durch DESY-Wissenschaftlerin Manuela Borchert. Bilder: DESY, Katrin Zerbe
Bei DESY wurden sie kürzlich mit der hochintensiven Röntgenstrahlung von PETRA III untersucht, um herauszufinden, was die Römer genau bei der Herstellung ins Glas gemischt haben, um die Färbung zu erreichen. So wurde in diesen ersten Untersuchungen Röntgen- Fluoreszenz- und -Absorptionsspektren aufgenommen, um Anhaltspunkten für die farbgebenden Elemente in den Augen zu finden. Diese geben einen Rückschluss auf die eigentlichen Pigmente, die für die Farbgebung verantwortlich sind. Zu den Elementen die für die Farbgebung verantwortlich sein könnten und die in den Gläsern in auch in größeren Konzentrationen gefunden wurden zählen Eisen, Mangan, Kupfer und Blei. Im schwarzen Glas fanden sich höhere Eisenanteile. Weißes Glas zeichnet sich vor allem durch seinen hohen Bleigehalt aus, der auf die Verwendung von Bleiweiß (Bleihydroxidkarbonat) schließen lässt, während die blauen Bereiche höhere Kupfer Gehalte aufwiesen. In der Literatur wird der Nachweis verschiedener Eisen und Eisen/Mangan haltiger Pigmente in schwarzem römischem Glas bereits beschrieben. Welche dieser Pigmente in den Glasaugen Verwendung fanden soll durch die detaillierte Analyse der Röntgenabsorptionspektren ermittelt werden.

Das Museum Kalkriese plant seine Zusammenarbeit mit DESY an PETRA III auch mit weiteren Proben und Fragestellungen fortzusetzen: Unter anderem, mit speziellen Röntgenmethoden die Prägung auf vollständig korrodierten Münzen wieder sichtbar zu machen und die Korrosionsprozesse im Inneren einer eisernen Halsfessel zu analysieren.

Analyse-Methoden an Synchrotronstrahlungsquellen, vor allem bildgebende Mikroverfahren, eignen sich für die Untersuchungen von Kulturgütern hervorragend: Die zerstörungsfreien Methoden bieten detailliertere Einblicke in den molekularen Aufbau, die Zusammensetzung von Materialien oder deren Anordnung. All diese Informationen geben Archäologen Informationen und Aufschlüsse darüber, wie und wo einzelne Artefakte hergestellt wurden. Fragestellungen zu Untersuchungen, wie beispielsweise Korrosionsprozesse ablaufen, geben Museen und Kuratoren auch die Möglichkeit kostbare und einmalige Kulturgüter besser zu erhalten.