DESY News: Markus Gühr wird neuer wissenschaftlicher Leiter von FLASH

News-Suche

Meldungen vom Forschungszentrum DESY

https://www.desy.de/e409/e116959/e119238 https://www.desy.de/aktuelles/news_suche/index_ger.html news_suche news_search ger 1 1 8 both 1 1 %d.%m.%Y Pressemeldung
ger,eng
01.10.2022
Zurück

Markus Gühr wird neuer wissenschaftlicher Leiter von FLASH

Markus Gühr wird ab 1. Oktober die wissenschaftliche Leitung des Freie-Elektronen-Lasers (FEL) FLASH übernehmen. Gemeinsam berufen mit der Chemischen Fakultät der Universität Hamburg, wird der Röntgenlaserexperte als Leitender Wissenschaftler bei DESY dann die Geschicke des weltweit ersten SASE-Röntgenlasers leiten, der seit 2005 als Nutzeranlage arbeitet und zurzeit mit dem Erweiterungsprojekt FLASH2020+ zukunftsfähig gemacht wird.

Download [1.7 MB, 2216 x 2416]
FLASH-Chef Markus Gühr. Foto: T. Wolf
Markus Gühr ist ein echter FEL-Enthusiast. Nach seinem Physikstudium forschte er in kleineren Arbeitsgruppen mit ultraschnellen Lasern – häufig an der Grenze zwischen physikalischer Chemie und chemischer Physik. Dann kam er 2006 nach Stanford (USA), wo gerade die Vorbereitungen für den Betrieb des Röntgenlasers LCLS liefen. Spätestens als dieser 2009 die ersten Daten lieferte, war Markus Gühr gefangen: „Es war einfach faszinierend, in einer großen Gruppe ganz verschiedener Leute aus ganz verschiedenen Disziplinen zusammenzuarbeiten und nach und nach zu lernen, ob und wie man diese Daten verstand“, so Gühr. „Schon wenn ich da einmal Pausen eingelegt habe, fehlte mir diese ˏResonanzˊ, gemeinsam Dinge zu erkennen, sofort.“

Nach insgesamt neun Jahren am SLAC, in denen er auch Sprecher von LCLS-Experimenten war, kam Gühr 2015 wieder nach Deutschland zurück, als von der Volkswagen-Stiftung geförderter Lichtenberg-Professor an die Universität Potsdam – seine Faszination für das Forschungsfeld hält nach wie vor an. In einem Verbundforschungsprojekt konzipierte und baute seine Arbeitsgruppe eine Probenkammer für FLASH und nutzte sie für Messungen von ultraschnellen Abläufen.

In seinen Forschungen fasziniert Markus Gühr insbesondere, wie Moleküle das Licht aus der Sonne in andere Energieformen umbauen. „Das ist letztlich die Basis vieler unserer Rohstoffe“, sagt er. Die Moleküle nutzen bei der Umwandlung der Sonnenenergie sehr schnelle Prozesse auf der Skala von einigen Femto- bis Pikosekunden. Freie-Elektronen-Laser mit Ihren kurzen Pulsen spielen bei der Beobachtung dieser Prozesse eine enorm wichtige Rolle. Mit ihnen kann man den Weg der Energie durch das Molekül mit atomarer Auflösung nachverfolgen.

Diese Forschungsfragen werden Gühr auch weiterhin begleiten; jetzt wechselt er aber ins Zentrum des Geschehens und übernimmt die FLASH-Leitung. Und er möchte mit der Anlage viel bewegen: „Die ganze Komplexität der Natur ist eigentlich nur ein Zusammenspiel von Kernen, Elektronen und der Quantenmechanik – das wollen wir mit FLASH sichtbar machen.“ Dabei sei FLASH ideal für die Beobachtung der schnellen Elektronen, die bei diesen Prozessen untereinander und mit den Kernen interagieren. Und mit dem Projekt FLASH2020+ verbessert sich das Forschungspotenzial noch. Beispielsweise wird das sogenannte Seeding, das in diesem Projekt eingebaut werden soll, die Reproduzierbarkeit und Nutzung der Laserblitze im Experiment verbessern.

Doch neben der Wissenschaft stehen für ihn jetzt auch viele Managementaufgaben an. Sein Ziel: ein FEL, der neue Nutzerschaften gewinnt und einen noch höheren wissenschaftlichen Output erzeugt. „Wir haben längst noch nicht alle Wissenschaftsgebiete erschlossen, die man mit Freie-Elektronen-Lasern bearbeiten kann“, so Gühr. „Daher wollen wir aktiv neue Nutzergruppen für Messungen hier gewinnen.“ Da trifft es sich ganz gut, dass er an der Universität Hamburg in der Chemie angesiedelt ist. Auf den Lehrbetrieb mit den Chemiestudenten freut er sich auch schon.

Und schließlich, so Gühr, soll FLASH mit seinem großartigen Team weiter die Grenzen des Machbaren und des Denkbaren verschieben und so weiter in der obersten Liga in Europa und der Welt mitspielen. Dafür möchte er selbst auch, wenn es die Zeit irgendwie erlaubt, aktiv einen Teil beitragen und an FLASH experimentieren und forschen – Resonanz inbegriffen.