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DESY News: Hochauflösende Röntgenbilder zeigen Nanopartikel in Fadenwürmern
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Meldungen vom Forschungszentrum DESY
Hochauflösende Röntgenbilder zeigen Nanopartikel in Fadenwürmern
Ein internationales Forschungsteam hat an DESYs Röntgenlichtquelle PETRA III erstmals einen ganzen Organismus mit so hoher Auflösung abgebildet, dass sich Schadstoffe in einzelnen Zellen nachweisen lassen. Die Röntgenuntersuchung zeigt Nanopartikel des Seltenerdmetalls Cer im Verdauungstrakt des Fadenwurms Caenorhabditis elegans, denen sie dabei allerdings nur eine relativ geringe Giftigkeit bescheinigt. Die innovative Untersuchungsmethode könnte auch für die Fahndung nach anderen Umweltschadstoffen nützlich sein, schreibt das Entwicklerteam von der Norwegischen Universität für Biowissenschaften, der Universität Antwerpen (Belgien) und DESY im Fachblatt „Environmental Science and Technology“.

Cer-Nanopartikel leuchten entlang des Kopfes eines Fadenwurms in Daten, die bei PETRA III aufgenommen wurden. Der Wurm wurde weitaus höheren Konzentrationen von Cer ausgesetzt, als sie in der Natur vorkommen, um die Aufnahme der Nanopartikel in den Organismus deutlich zu sehen. Der Datensatz der P06-Beamline von PETRA III kann auch auf einen Maßstab von 300 Nanometern vergrößert werden. Bild: Norwegische Universität für Biowissenschaften NMBU
Ole Christian Lind von der Norwegischen Universität für Biowissenschaften (NMBU) hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine Vielzahl von Umweltschadstoffen mit Röntgenquellen wie PETRA III untersucht. Normalerweise werden solche Röntgenstudien an konservierten, meist getrockneten Proben durchgeführt. Um erstmals einen vollständigen nicht getrockneten Organismus abzulichten, arbeitete Linds Gruppe mit dem Team der Messstation P06 an PETRA III zusammen, die von DESY-Wissenschaftler Gerald Falkenberg geleitet wird. Als Probe diente der Fadenwurm Caenorhabditis elegans. „Wir haben den Fadenwurm verwendet, weil er der vielleicht am besten untersuchte mehrzellige Organismus der Welt ist“, erläutert Lisa Rossbach von der NMBU, eine der Hauptautorinnen der Studie.

Der gesamte Körper der Würmer ist im PETRA III-Datensatz enthalten. Hier sind Cer-Nanopartikel in Rot dargestellt, während Zink- und Eisenpartikel, die normalerweise im Wurm vorkommen, in Grün bzw. Blau gezeigt werden. Bild: Norwegische Universität für Biowissenschaften NMBU
„Das ist ein bahnbrechendes Experiment“, betont Lind. „Die Abbildung von Schadstoffen mit einer Auflösung von 300 Nanometern im Ganzkörper-Röntgenbild eines intakten Organismus ermöglicht uns eine Untersuchung von Schadstoffwirkungen auf völlig neue Weise. Das ist Toxikologie der nächsten Stufe, bei der wir im Detail zeigen können, dass die Gegenwart eines Schadstoffs in einem Gewebe oder einer Zelle in direktem Zusammenhang mit der von ihm verursachten Wirkung steht.“
Die Bilder zeigen auch, dass hohe Konzentrationen von Cer-Nanopartikeln keine akuten toxischen Wirkungen haben und schnell aus dem Körper ausgeschieden werden. „Allerdings reicherte sich Cer in den Mundwerkzeugen an und verursachte Missbildungen im Nahrungsverarbeitungsapparat der Würmer“, sagt Rossbach. Fluoreszenzmikroskopie an lebenden Fadenwürmern lieferte eine unabhängige Bestätigung dafür, dass diese Missbildungen in demselben Gewebe beobachtet werden wie die Cer-Konzentrationen in den Zellen.

Die Teile des Kopfes des Fadenwurms, die durch die Cer-Nanopartikel deformiert wurden, sind ebenfalls in diesem Datensatz zu sehen. Die Auswirkungen auf die Mundwerkzeuge wurden durch Fluoreszenzmikroskopie bestätigt. Bild: Norwegische Universität für Biowissenschaften NMBU
Originalveröffentlichung
Synchrotron XRF Analysis Identifies Cerium Accumulation Colocalized with Pharyngeal Deformities in CeO2 NP-Exposed Caenorhabditis elegans; Lisa Magdalena Rossbach, Dag Anders Brede, Gert Nuyts, Simone Cagno, Ragni Maria Skjervold Olsson, Deborah Helen Oughton, Gerald Falkenberg, Koen Janssens, and Ole Christian Lind; Environmental Science and Technology, 2022; DOI: 10.1021/acs.est.1c08509