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DESY News: Neuartiges Gammastrahlen-Teleskop weist Krebsnebel nach
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Neuartiges Gammastrahlen-Teleskop weist Krebsnebel nach
Der Prototyp eines neuartigen Gammastrahlen-Teleskops hat erfolgreich seine Feuertaufe bestanden und den Krebsnebel nachgewiesen, die Standardkerze der Gammastrahlenastronomie. Die Beobachtung belegt die Machbarkeit des Schwarzschild-Couder-Teleskops, das damit ein Kandidat für die Erweiterung des nächsten großen Gammastrahlen-Observatoriums Cherenkov Telescope Array (CTA) ist. Die erfolgreiche Messung wurde von CTA-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftlern auf der 236. Tagung der American Astronomical Society (AAS) bekanntgegeben. DESY-Wissenschaftlerinnen und -Ingenieure haben am Prototyp des Schwarzschild-Couder-Teleskops (pSCT) mitgewirkt und Turm und Antrieb des Teleskops gebaut, das im Januar 2019 am Fred-Lawrence-Whipple-Observatorium in Arizona in Betrieb genommen wurde.
Gammastrahlen sind das energiereichste Licht im Universum, zum Teil billionenfach energiereicher als sichtbares Licht. Sie stammen aus extremen Prozessen im Kosmos und können neue Einblicke in Objekte wie Schwarze Löcher und Neutronensterne geben, Aspekte der großräumigen Entwicklung des Universums erhellen und möglicherweise sogar einmal der geheimnisvollen Dunklen Materie auf die Spur kommen, die im Kosmos mehr als fünfmal so häufig vorkommt wie die uns vertraute Materie. Zudem ist die Gammastrahlenastronomie ist von zentraler Bedeutung für die noch junge Disziplin der Multimessenger-Astronomie, die den Kosmos im Licht verschiedener Boten wie Photonen, Neutrinos und Gravitationswellen untersucht.„Der Krebsnebel ist der Prüfstein der Gammastrahlenastronomie, und sein Nachweis ist ein hervorragender Beleg für die Leistungsfähigkeit der pSCT-Technologie“, betont Markus Garczarczyk von DESY, Projektleiter für Turm und Antrieb des Teleskops. Das pSCT basiert auf einem 114 Jahre alten Konzept des deutschen Physikers Karl Schwarzschild (1873-1916), das erst heute durch technischen Fortschritt realisierbar geworden ist. Anders als übliche Gammastrahlenteleskope besitzt das pSCT ein Doppelspiegelsystem, wodurch sich die Qualität des fokussierten Lichts erhöhen und die Nutzung kompakter Lichtsensoren möglich werden soll. Der pSCT-Hauptspiegel besitzt einen Durchmesser von 9,7 Metern und besteht aus 48 Spiegelelementen, der 5,4 Meter große Sekundärspiegel wird von 24 Segmenten gebildet.

Der Krebsnebel mit seinem Pulsar im Zentrum (links) ist die hellste stetige Quelle für sehr energiereiche Gammastrahlung am Himmel (rechts der Nachweis durch das pSCT). Der Nebel ist der Überrest einer Supernova aus dem Jahr 1054. Bilder: NASA; ESA; G. Dubner (IAFE, CONICET-University of Buenos Aires) et al.; A. Loll et al.; T. Temim et al.; F. Seward et al.; VLA/NRAO/AUI/NSF; Chandra/CXC; Spitzer/JPL-Caltech; XMM-Newton/ESA; and Hubble/STScI (links); CTA/SCT consortium (rechts)
Zum pSCT haben 30 Institutionen und fünf wichtige Industriepartner aus den Vereinigten Staaten, Italien, Deutschland, Japan und Mexiko Beiträge geleistet. „Der pSCT-Teleskopturm einschließlich des Antriebssystems basieren auf dem Design des CTA-Medium-Size-Teleskops, entwickelt von DESY-Ingenieuren“, erläutert Garczarczyk. „Die einzelnen Komponenten wurden in Europa produziert, im Anschluss am DESY-Standort Zeuthen vormontiert und zum Fred Lawrence Whipple Observatory (FLWO) nach Arizona verschickt.“ Dort wurden Turm und Antriebssystem von Februar bis April 2016 gemeinsam von DESY- und FLWO-Ingenieuren installiert und in Betrieb genommen. Seitdem unterstützt das DESY-Team das Projekt und die US-Kollegen bei der Integration, dem Betrieb, der Wartung und der Datenauswertung.
Weitere Informationen: http://cta-observatory.org/