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DESY News: Superhart und doch metallisch leitfähig
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Meldungen vom Forschungszentrum DESY
Superhart und doch metallisch leitfähig
Eine internationale Forschungsgruppe unter der Leitung von Wissenschaftlern der Universität Bayreuth hat bei DESY ein bislang völlig unbekanntes Material identifiziert: Rhenium-Nitrid-Pernitrid. Es besitzt eine Kombination von Eigenschaften, die bisher als inkompatibel galten, und ist dadurch für technologische Anwendungen hochattraktiv. Bei dem neuen Material handelt sich um einen superharten metallischen Leiter, der wie ein Diamant extrem hohen Drücken standhält. Das in Bayreuth entwickelte Herstellungsverfahren ist auch auf weitere technologisch interessante Materialien anwendbar. Die Forscherinnen und Forscher stellen ihre Arbeit im Fachblatt „Nature Communications“ vor.

„Die Kristallstruktur, die wir in Hamburg an der Röntgenquelle PETRA III entdeckt haben, hat uns sehr überrascht: Sie enthält einerseits einzelne Stickstoffatome und andererseits die Stickstoffhanteln N-N, in denen zwei Stickstoffatome besonders eng aneinander gebunden sind. Dieser innere Aufbau bewirkt offensichtlich eine sehr hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber Drücken, die von außen auf die Kristalle einwirken: Rhenium-Nitrid-Pernitrid ist ultra-inkompressibel“, sagt Maxim Bykov, Hauptautor der Veröffentlichung und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bayerischen Geoinstituts (BGI) an der Universität Bayreuth.

„Obwohl der genaue Anwendungsbereich des neuen Materials derzeit schwer zu definieren ist, ist Rhenium-Nitrid-Pernitrid aufgrund seiner außergewöhnlichen Kombination attraktiver Eigenschaften ein Material, das dazu beitragen kann, die technologischen Herausforderungen der Zukunft zu meistern“, erklärt Natalia Dubrovinskaia vom Labor für Kristallographie der Universität Bayreuth, die die Forschungsarbeiten gemeinsam mit Leonid Dubrovinsky vom BGI koordiniert hat.„Wichtig an unserer neuen Studie sind aber nicht nur die Ergebnisse als solche und die technologischen Anwendungen, die sich eines Tages daraus ergeben könnten”, ergänzt Dubrovinsky. „Spannend ist vor allem, dass die Entwicklung und Synthese des neuen Materials bisherigen Auffassungen, die in der Materialwissenschaft fest etabliert waren, zuwiderläuft und sie klar widerlegt. Uns ist etwas gelungen, was früheren Vorhersagen zufolge gar nicht möglich gewesen wäre. Dies sollte weitere theoretische und experimentelle Arbeiten auf dem Gebiet der Hochdruckmaterialsynthese anregen und ermutigen.“
An den Forschungsarbeiten waren außer der Universität Bayreuth und DESY auch die Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg, die Ludwig-Maximilians-Universität in München, die Universität Linköping, das Materialmodellierungs- und -entwicklungslabor in Moskau sowie die European Synchrotron Radiation Facility (ESRF) in Grenoble beteiligt.
Originalveröffentlichung:
„High-pressure synthesis of ultraincompressible hard rhenium nitride pernitride Re2(N2)(N)2 stable at ambient conditions“; Maxim Bykov, Stella Chariton, Hongzhan Fei, Timofey Fedotenko, Georgios Aprilis, Alena V. Ponomareva, Ferenc Tasnádi, Igor A. Abrikosov, Benoit Merle 5, Patrick Feldner, Sebastian Vogel, Wolfgang Schnick, Vitali B. Prakapenka, Eran Greenberg, Michael Hanfland, Anna Pakhomova, Hanns-Peter Liermann, Tomoo Katsura, Natalia Dubrovinskaia & Leonid Dubrovinsky; „Nature Communications“, 2019; DOI: 10.1038/s41467-019-10995-3