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DESY News: Hochdruckexperimente bestätigen 50 Jahre alte theoretische Vorhersage
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Meldungen vom Forschungszentrum DESY
Hochdruckexperimente bestätigen 50 Jahre alte theoretische Vorhersage
Hochdruckexperimente an DESYs Röntgenlichtquelle PETRA III haben eine seltene Konfiguration des Metalls Beryllium enthüllt: Bei fast dem millionenfachen irdischen Atmosphärendruck umgibt sich Beryllium in einem Phosphat-Kristall demnach mit sechs Nachbaratomen statt der üblichen vier. Diese sogenannte sechsfache Koordination war bereits vor mehr als 50 Jahren vorhergesagt worden, ließ sich bis jetzt aber bei anorganischen Verbindungen nicht nachweisen. DESY-Forscherin Anna Pakhomova und ihre Kolleginnen und Kollegen stellen ihre Arbeit im Fachblatt „Nature Communications“ vor.

Die Forscherinnen und Forscher hatten ein seltenes Mineral namens Hurlbutit untersucht, das aus Kalzium, Beryllium, Phosphor und Sauerstoff besteht (CaBe2P2O8). Dieser Phosphat-Kristall kommt natürlicherweise auf der Erdoberfläche vor. Für die Untersuchung hatte die Universität Hamburg kleine Hurlbutit-Kristalle aus Westfinnland zur Verfügung gestellt. Mit einer sogenannten Diamantstempelzelle, in der eine Probe zwischen zwei kleine, abgeschliffene Diamanten eingespannt wird, setzten die Wissenschaftler die Minikristalle unter Hochdruck.

Übergang von der üblichen vierfachen Koordination des Berylliums in die fünffache und sechsfache Koordination bei steigendem Druck. Bild: DESY, Anna Pakhomova
Bei 880.000fachem Atmosphärendruck änderte sich die innere Struktur erneut, diesmal in einen Zustand, in dem das Beryllium sechs Nachbaratome besitzt. „Soweit wir wissen, sind diese Phasen die ersten Beispiele für experimentell beobachtete anorganische Verbindungen mit Beryllium in einer Koordination von mehr als vier Nachbarn“, unterstreicht Pakhomova. Damit liefert die Studie den experimentellen Nachweis der theoretischen Vorhersage. Da die sogenannten Normalbedingungen auf der Erde im Universum eher die Ausnahme sind, erweitern derartige Experimente auch das allgemeine Verständnis der Chemie.
An der Arbeit waren die Universität Bayreuth, das Institut für Geowissenschaften in St. Petersburg, das Materialmodellierungs- und -entwicklungslabor in Moskau, die Universität Linköping und DESY beteiligt.
Originalveröffentlichung:
Penta- and hexa-coordinated beryllium and phosphorus in high-pressure modifications of CaBe2P2O8; Anna Pakhomova, Georgios Aprilis, Maxim Bykov, Liudmila Gorelova, Sergey Krivovichev, Maxim P. Belov, Igor A. Abrikosov and Leonid Dubrovinsky; „Nature Communications“, 2019; DOI: 10.1038/s41467-019-10589-z