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DESY News: Top-Resultat vom LHC
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Top-Resultat vom LHC
Wissenschaftlern der ATLAS- und CMS-Forschungsgruppen am Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) am CERN in Genf ist es erstmals gelungen, die gleichzeitige Erzeugung eines Top-Quarks, des schwersten Elementarteilchens, und eines Higgs-Teilchens unmittelbar zu beobachten. DESY-Forscherinnen und -Forscher spielten bei der Datenanalyse beider experimenteller Kooperationen eine wichtige Rolle. Diese Beobachtung bedeutet für die Teilchenphysik einen gewaltigen Schritt zu einem besseren Verständnis des Mechanismus, der Elementarteilchen Masse verleiht: des Higgs-Mechanismus. Die Wissenschaftler stellten ihre Ergebnisse am Montag während der Eröffnung des Wissenschaftskongresses LHCP vor, einer der wichtigsten Tagungen auf diesem Gebiet, die diese Woche im italienischen Bologna stattfindet.

Visualisierung einer Teilchenkollision im ATLAS-Detektor, bei der Top-Quarks und Higgs-Teilchen entstehen. Bild: ATLAS Collaboration

Wenn Higgs und Top zusammen entstehen, zerfallen sie in andere Teilchen, hier dargestellt in rot und blau. Bild: CMS Collaboration

Standardmodell der Teilchenphysik. Grafik: DESY
„Um diese Beobachtung machen zu können, mussten die Forschungsgruppen die Resultate von verschiedenen Endzuständen des Higgs-Teilchenzerfalls miteinander kombinieren“, sagt DESY-Wissenschaftlerin Kerstin Tackmann, die bei ATLAS die Higgs-Arbeitsgruppe co-koordiniert. Wissenschaftler, zu denen auch Sarah Heim und Kerstin Tackmann und ihre Gruppen bei DESY gehören, haben andere Higgs-Zerfallsprozesse in Verbindung mit dem Top-Quark untersucht, darunter auch den Zerfall des Higgs-Teilchens in vier Leptonen oder zwei Photonen. Die beiden letztgenannten Prozesse kommen äußerst selten vor, wenn sie aber stattfinden, ist das entsprechende Signal besonders markant.
Die präzise Messung und die Kenntnis der Art und Weise, wie Top-Quarks und Higgs-Teilchen miteinander interagieren, ist deshalb von so entscheidender Bedeutung, weil jede Anomalie im Verhalten der Teilchen ein Hinweis auf etwas Neues und Unerwartetes sein könnte. Bisher wurde keine Abweichung vom sogenannten Standardmodell beobachtet, also von der zugrundeliegenden Theorie, welche die Eigenschaften und die Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Teilchen erklärt. „Im Augenblick freuen wir uns einfach, diese Wechselwirkung zwischen dem Higgs-Teilen und dem Top-Quark beobachtet zu haben. Wir können uns diese nun genau anschauen und überprüfen, ob wir irgendetwas Unerwartetes sehen“, sagt Judith Katzy.
Zwei Helmholtz-Nachwuchsgruppen waren an den Studien beteiligt: „Die Suche nach Dunkler Materie und anderen neuen physikalischen Phänomenen mithilfe des Higgs-Teilchens am ATLAS-Experiment“, die von Sarah Heim geleitet wird, und „Ultimative Präzisionsmessungen und die Suche nach neuen physikalischen Phänomenen anhand des Top-Quarks am CMS-Experiment am LHC“, die von Maria Aldaya geleitet wird.
Originalarbeiten:
Observation of ttH production; CMS Collaboration; „Physical Review Letters“, 2018; DOI: 10.1103/PhysRevLett.120.231801 https://doi.org/10.1103/PhysRevLett.120.231801
Observation of Higgs boson production in association with a top quark pair at the LHC with the ATLAS detector; ATLAS Collaboration; eingereicht bei „Physics Letters B“; Preprint: https://arxiv.org/abs/1806.00425