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DESY News: DESY weiht neue Forschungshallen an brillanter Röntgenlichtquelle PETRA III ein
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Meldungen vom Forschungszentrum DESY
DESY weiht neue Forschungshallen an brillanter Röntgenlichtquelle PETRA III ein
In einem feierlichen Akt hat das Forschungszentrum DESY heute zwei neue Experimentierhallen der Forschungslichtquelle PETRA III eingeweiht und auf die Namen berühmter Wissenschaftler getauft. Namensgeber für die Hallen sind die israelische Nobelpreisträgerin Ada Yonath, die wichtige Arbeiten zu ihrer Strukturforschung an Ribosomen, den „Eiweißfabriken“ lebender Zellen, bei DESY durchgeführt hat, und einer der Pioniere der Röntgenstrukturforschung, Paul P. Ewald.

Nobelpreisträgerin Ada Yonath vor 'ihrer' PETRA III-Experimentierhalle (Foto: DESY/G. Born).
„Ada Yonath und Paul Peter Ewald haben eine ganz besondere Bedeutung für PETRA III“, erklärte der Vorsitzende des DESY-Direktoriums Prof. Helmut Dosch. „Paul P. Ewald schuf mit seiner dynamischen Röntgentheorie eine wesentliche Grundlage für die Forschung, die hier betrieben wird. Die Arbeiten von Ada Yonath an DESYs Lichtquellen haben zur nobelpreisgekrönten Entschlüsselung der äußerst komplexen Struktur des Ribosoms beitragen. Beide Forscher stehen stellvertretend für den enormen Fortschritt in der modernen Röntgenstrukturforschung, von dem Forscher an PETRA III-Messplätzen jetzt profitieren. Wir freuen uns deshalb besonders, dass die Hallen den Namen „Ada Yonath“ und „Paul P. Ewald“ tragen dürfen.“

Per Knopfdruck wurden die Namen der neuen Experimentierhallen enthüllt: (v.l.) Harsh Vardhan, Edelgard Bulmahn, Olaf Scholz, Ada Yonath, Georg Schütte, John-Paul Davidson, Enkel von Paul P. Ewald, Mikhail Rychev vom russischen Kurchatov Institut, Ulf Karlsson, Leiter der schwedischen Delegation des Röntgen-Angström-Clusters und Helmut Dosch (Foto: DESY/G. Born).
Drei der Strahlführungen in der neuen PETRA III-Halle „Ada Yonath“ wurden in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus den Ländern Indien, Schweden und Russland gebaut. Die feierliche Schlüsselübergabe für diese Strahlführungen fand am Rande der Halleneinweihungen am frühen Nachmittag statt.
Mit der Einweihung der beiden neuen PETRA III-Experimentierhallen geht eine Erfolgsgeschichte weiter: Im Jahr 2009 ging der PETRA III Beschleuniger als größte und einer der brillantesten Synchrotronstrahlungsquellen der Welt in Betrieb. Das stark gebündelte Röntgenlicht wird erzeugt, indem fast lichtschnelle Elektronen durch spezielle Magnete, sogenannte Undulatoren, jagen. Jeder der eingebauten Undulatoren erzeugt dann hochintensive Röntgenblitze. An den angeschlossenen Experimentierplätzen kann dieses Licht dann für verschiedenste Forschungsfragestellungen genutzt werden: von der Entschlüsselung von Biomolekülstrukturen als Grundlage für neue Medikamente über die Erforschung von neuen Materialien oder Katalysatoren bis hin zur Untersuchung von Kunstgegenständen.
„Bei DESY findet Grundlagenforschung auf höchstem Niveau und in internationaler Kooperation statt“, sagte Staatssekretär Georg Schütte. „Aus Sicht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ein wichtiger Grundpfeiler für die Zukunftsgestaltung. Deswegen unterstützt das BMBF den Ausbau der Lichtquelle PETRA III mit rund 57 Mio. Euro aus Bundesmitteln.“
Die Forschungszeit am Speicherring, der rund um die Uhr betrieben wird, wird nach einem strengen Auswahlverfahren nach Exzellenz vergeben. Das Interesse in der internationalen Forscherwelt war riesig; sehr schnell waren die in der ersten Phase gebauten 14 Strahlführungen vielfach überbucht.
Ende 2013 starteten deshalb die Bauarbeiten für die zwei neuen Erweiterungshallen, die heute eingeweiht wurden. Diese Experimentierhallen können jeweils bis zu fünf weitere PETRA III - Strahlführungen beherbergen, die nicht nur die Kapazität, sondern auch das Spektrum der Forschungsmöglichkeiten an PETRA III erweitern. Zwei dieser Strahlführungen sind bereits für die Forschung in Betrieb genommen wurden. Weitere werden Anfang 2017 folgen.
Zu den Namensgebern
In den Anfängen des 20. Jahrhunderts hat Paul Peter Ewald die Theorie zur Wechselwirkung von Röntgenstrahlung mit Kristallen, seine sogenannte Dynamische Theorie, entwickelt. Damit legte er eine wichtige Grundlage für die sich anschließende Entwicklung der Röntgenkristallographie.
Ada Yonath hat zusammen mit Venkatraman Ramakrishnan und Thomas A. Steitz den Chemie-Nobelpreis 2009 für die Entschlüsselung der Struktur und Funktion des Ribosoms erhalten. Sie war von 1986 bis 2004 Leiterin der Max-Planck-Arbeitsgruppe Ribosomenstruktur bei DESY in Hamburg.