15.11.2012

Hertha-Sponer-Preis der DPG für DESY-Physikerin Kerstin Tackmann

Für ihre herausragenden Arbeiten auf dem Weg zum Nachweis des Higgs-Teilchens bekommt DESY-Physikerin Dr. Kerstin Tackmann den Hertha-Sponer-Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Die 34-Jährige habe als führende Wissenschaftlerin entscheidend zum Nachweis eines neuen Teilchens am Large Hadron Collider (LHC) beigetragen, das ein vielversprechender Kandidat für das langgesuchte Higgs-Boson sei, begründete die DPG-Jury ihre Wahl. Die Auszeichnung wird im März 2013 im Rahmen der DPG-Jahrestagung in Dresden überreicht.

DESY-Physikerin Kerstin Tackmann.

Die Suche nach dem Higgs-Teilchen ist eine wissenschaftliche Priorität am LHC. Es verleiht im sogenannten Standardmodell vom Aufbau der Materie anderen Teilchen ihre Masse. Das Higgs-Boson war vor Jahrzehnten vorhergesagt worden und wird seitdem intensiv gesucht. Im Sommer hatten die Forschergruppen der beiden großen Nachweisgeräte am LHC, ATLAS und CMS, die Entdeckung eines zuvor unbekannten Elementarteilchens bekanntgegeben. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es sich dabei um das langgesuchte Higgs-Boson handelt. Die Eigenschaften der Neuentdeckung werden allerdings noch genauer untersucht.

Das Higgs-Teilchen lässt sich nicht direkt nachweisen, sondern nur über seine Zerfallsprodukte. Ein vielversprechender Kanal für die Suche nach dem Higgs-Boson ist der Zerfall in zwei Lichtteilchen (Photonen). Kerstin Tackmann hat detaillierte Studien zur Photonrekonstruktion durchgeführt und Algorithmen optimiert, um die nötigen Effizienzen und Reinheiten zu erreichen. Ihre Arbeit bildete eine essenzielle Voraussetzung für die Entdeckung eines neuen Teilchens mit einer Masse von etwa 125 GeV/c2 im Zwei-Photon-Kanal bei ATLAS, welches ein vielversprechender Kandidat für das Higgs-Boson ist. Damit ist die Teilchenphysik kurz davor, ein nun fast 50 Jahre altes Rätsel zu lösen, und Kerstin Tackmann hat dazu einen wesentlichen Beitrag geleistet.

Kerstin Tackmann studierte Physik in Dresden und schloss dort 2004 mit dem Diplom ab. Sie promovierte 2008 an der University of California in Berkeley. Während eines anschließenden Aufenthalts am europäischen Teilchenforschungszentrum CERN bei Genf, der Heimat des LHC, schloss sie sich der ATLAS-Gruppe an. Seit 2011 leitet sie eine Helmholtz-Nachwuchsgruppe bei DESY. Mit ihrer Gruppe arbeitet sie an der Suche und dem Nachweis des Higgs-Bosons und beteiligt sich an Entwicklungen zum Ausbau des ATLAS-Detektors.

Mit dem Hertha-Sponer-Preis ehrt die DPG Wissenschaftlerinnen für hervorragende Leistungen in der Physik. Der jährlich vergebene Preis ist mit 3000 Euro dotiert und soll vor allem jüngere Wissenschaftlerinnen ermutigen sowie mehr Frauen für die Physik gewinnen. Namensgeberin Hertha Sponer (1895 - 1968) war eine deutsche Physikerin, die unter anderem wichtige Beiträge zur Molekülphysik und Spektroskopie geleistet hat.

Quelle: Mitteilung der DPG