Wilhelm
Conrad Röntgen und die Entdeckung der X-Strahlen
Wilhelm Conrad Röntgen, geboren am 27. März 1845, war der einzige Sohn eines angesehenen Tuchfabrikanten aus Lennep bei Remscheid. Als er drei Jahre alt war, wanderten die Röntgens in die Niederlande aus und lebten bis 1862 in Appeldoorn, danach in Utrecht. Dem jungen Wilhelm Conrad war es nicht vergönnt, seine sehr guten schulischen Leistungen in Utrecht mit dem Abitur zu krönen. Der Grund: Er wurde irrtümlicherweise für den Urheber einer Karikatur seines Klassenlehrers gehalten, wollte den Täter aber nicht preisgeben und flog deshalb 1863 von der Schule.
Verliebt,
verlobt in Zürich Nachdem er seine Diplomprüfung glänzend bestanden hatte, verlobten sich die beiden. Nach seiner Promotion folgte Röntgen seinem Professor, dem Experimentalphysiker August Kundt, als Assistent nach Würzburg, später nach Straßburg. 1872 heirateten Wilhelm Conrad und Anna Bertha in Appeldoorn. Ihre fast fünfzig Jahre währende, glückliche Ehe blieb kinderlos; die Röntgens adoptierten daher eine Nichte Anna Berthas. Strahlend
in Würzburg Dazu wurden sehr hohe Spannungen an eine mit Edelgasen gefüllte Röhre angelegt. Zwischen den elektrischen Polen entsteht ein leuchtender Strahl. Dass es sich dabei um Elektronen handelte, war damals noch nicht bekannt. Man sprach einfach von Kathodenstrahlen. Durch zahlreiche Experimente waren die Eigenschaften dieser Strahlen bereits sehr gut erforscht worden, als Röntgen seine eigenen Versuche begann. Diese führten allerdings zur zufälligen Entdeckung einer neuen Art von Strahlen. X-Strahlen
Das Stück Papier wurde von einer bislang unbekannten Art von Strahlung zum Leuchten gebracht. Röntgen nannte sie "X-Strahlen" und erzählte zunächst fast keiner Menschenseele von seiner Entdeckung. Lediglich seiner Frau teilte er mit: "Ich mache etwas, wovon die Leute, wenn sie es erfahren, sagen werden: 'Der Röntgen ist wohl verrückt geworden.'" Er verbrachte die folgenden Wochen fast rund um die Uhr in seinem Labor, um die Eigenschaften der Strahlen erforschen. Ende
der Geheimniskrämerei
Am 23. Januar 1896 hielt Röntgen vor der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft in Würzburg seinen einzigen öffentlichen Vortrag über die X-Strahlen. Anwesend waren neben Wissenschaftlern auch hochrangige Offiziere und andere Prominenz. Mehrmals tobte die Menge vor Begeisterung. Der Höhepunkt war die Durchleuchtung der Hand des Anatomen von Kölliker, welcher daraufhin vorschlug, die Strahlung "Röntgenstrahlen" zu nennen. Die Resonanz auf Röntgens Entdeckung war gewaltig. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. ließ den Star-Physiker schon am 13. 1. 1896 zu sich nach Berlin kommen, um sich von den geheimnisvollen, alles durchdringenden X-Strahlen berichten zu lassen. Die Sensation, dass man damit in seinen eigenen Körper gucken konnte, machte die Röntgenstrahlen zur populärsten physikalischen Entdeckung ihrer Zeit: Straßen wurden nach Röntgen benannt, etliche Ehrungen wurden ihm zuteil, 1901 sogar der erste Nobelpreis in Physik. Da Röntgen bewusst auf eine Patentierung seines Experimentes verzichtete, konnte theoretisch jedermann einen Röntgenapparat bauen. Da die Gefahren der Strahlung noch völlig unbekannt waren, wurde zügellos drauflosgeröntgt. Das Durchleuchten war so populär, dass das Röntgen gar zum Partyspaß wurde. Doch auch sinnvolle medizinische Anwendungen ließen nicht auf sich warten.
Allem Rummel um seine Person und Entdeckung zum Trotz blieb Röntgen ein bescheidener, zurückgezogen lebender Mann. Die Sommerzeit verbrachte er gerne in seinem Haus in Weilheim in den Bayrischen Alpen. Der Star-Physiker liebte die Natur und war begeisterter Bergsteiger und Jäger. 1900 nahm er eine Professur in München an. Dort verbrachte er den Rest seines Lebens und starb am 10. Februar 1923, vier Jahre nach seiner Frau.
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