29.08.2014

Stapelfeldt und Hoops legen Grundstein für weltweit einzigartiges Infektions-Forschungszentrum

Interdisziplinäres Zentrum für strukturelle Systembiologie CSSB bekommt ein Dach

Bei DESY entsteht zurzeit ein einzigartiges interdisziplinäres Zentrum zur Erforschung von Krankheitserregern: das Centre for Structural Systems Biology CSSB. Neun Partner – hauptsächlich Universitäten und Forschungseinrichtungen aus dem norddeutschen Raum haben sich zusammengetan, um mit DESYs Röntgenquellen und weiteren Forschungsmethoden die Angriffsmechanismen von Viren, Bakterien und Parasiten atomgenau zu enträtseln. Dies bietet die Grundlage für maßgeschneiderte Medikamente. Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt, Staatssekretärin im Wissenschaftsministerium Niedersachsens Andrea Hoops und CSSB-Gründungsdirektor Dr. Matthias Wilmanns legten heute zusammen mit Vertretern der CSSB-Partner den Grundstein für das neue Forschungsgebäude des Zentrums.

DESY-Bauleiterin Verena Börschmann, Oberpolier Bernd Kretschmär, Senatorin Dorothee Stapelfeldt und Staatssekretärin Andrea Hoops (v.l.n.r.) präparieren den CSSB-Grundstein.

„Mit dem Centre for Structural Systems Biology wollen wir in die Champions League der Strukturbiologieforschung aufsteigen“, sagt Dr. Matthias Wilmanns, Wissenschaftlicher Direktor des CSSB und Leiter der Außenstelle Hamburg des Europäischen Molekularbiologielabors EMBL. „Das neue Gebäude hier in direkter Nachbarschaft der modernsten Forschungslichtquellen wird einen ausgezeichneten Rahmen bieten, um interdisziplinäre Forschung mit neuartigen Methoden durchzuführen.“

„Mit dem CSSB erfolgt der Brückenschlag zwischen physikalischer Grundlagenforschung und den Lebenswissenschaften“, sagt Hamburgs Wissenschaftssenatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt. „Das CSSB ist ein weiterer Baustein in unserem Plan, Hamburg und den Forschungscampus Bahrenfeld weiter als internationalen Spitzenstandort für Strukturforschung zu etablieren und die bestehenden Kooperationen auszubauen. Schon jetzt zieht das CSSB hervorragend ausgewiesene internationale Wissenschaftler an. Es ist ein wichtiges Signal, dass die norddeutschen Länder dabei eng zusammenarbeiten und vom Bund tatkräftig unterstützt werden. Mein Dank gilt allen Partnern dieses Projekts.“

„Die Grundsteinlegung für das CSSB ist ein Meilenstein auf dem Weg zu einer gemeinsamen strukturbiologischen Forschung in Norddeutschland. Das neue, interdisziplinäre Forschungszentrum bündelt die vorhandenen Stärken, macht sie sichtbar und eröffnet neue Möglichkeiten, länderübergreifend auf diesem wichtigen Gebiet zu forschen“, sagt Andrea Hoops, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

Im CSSB werden Biologen, Chemiker, Mediziner, Physiker und Ingenieure die Wechselwirkung von Krankheitserregern mit ihren Wirten untersuchen. Dazu stehen ihnen bei DESY einmalige Lichtquellen zur Verfügung, die optimale Bedingungen für die Strukturbiologie bieten. Mit „Supermikroskopen“ wie PETRA III und künftig European XFEL können die Forscher biologische Proben auf verschiedene Arten untersuchen – von der Strukturanalyse von Einzelmolekülen bis hin zur Echtzeit-Darstellung von Abläufen in lebenden Zellen – und die molekularen Grundlagen von Krankheiten mit extrem hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung analysieren. Durch die Kombination mit Methoden wie beispielsweise Kryo-Elektronenmikroskopie, ausgeführt von führenden Spezialisten auf diesen Gebieten, bietet CSSB einzigartige Forschungsmöglichkeiten, um etwa das Zusammenspiel von Proteinen bei Infektionen zu entschlüsseln. Eine typische Fragestellung ist zum Beispiel, wie der Malariaparasit in die roten Blutkörperchen eindringt – ein extrem komplexer Vorgang, an dem eine Vielzahl von Proteinen beteiligt ist.

Christian Scherf, Kaufmännischer Direktor bei DESY, freut sich über die Entwicklung der starken Partnerschaft in der Strukturbiologie auf dem DESY Gelände: „CSSB wird die internationale Sichtbarkeit und Dynamik des Forschungscampus Bahrenfeld enorm stärken.“

Anfang dieses Jahres wurde CSSB offiziell aus der Taufe gehoben. Von insgesamt elf geplanten Arbeits- und Juniorforschungsgruppen sind sechs bereits gegründet. In diesen Berufungen wurden Spitzenforscher unter anderem aus Kanada, Österreich und Großbritannien gewonnen.

Das neue gemeinsame Forschungsgebäude, für das heute der Grundstein gelegt wurde, wurde vom Architektenbüro Hammes & Krause entworfen. Das dreigeschossige Labor- und Bürogebäude wird auf etwa 11 000 Quadratmetern Platz für 180 Wissenschaftler bieten. Die insgesamt rund 2 800 Quadratmeter großen Labore werden mit modernsten Geräten wie beispielsweise Kryo-Elektronenmikroskopen ausgestattet. Bis zu einem Fünftel der Fläche des CSSB wird für Juniorforschergruppen und Gastforscher reserviert. In gut zwei Jahren soll der Bau eröffnet werden. Die Investitionskosten von etwa 50 Millionen Euro teilen sich auf in knapp 38 Mio. Euro für das Gebäude und gut 12 Mio. Euro für die wissenschaftliche Ausstattung. Der Bund übernimmt 73 Prozent dieser Kosten, Hamburg 17 Prozent und Niedersachsen 10 Prozent.

 

Forschungspartner des CSSB

Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
European Molecular Biology Laboratory EMBL
Forschungszentrum Jülich
Heinrich-Pette Institut für Experimentelle Virologie und Immunologie
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung
Medizinische Hochschule Hannover
Universität Hamburg
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

CSSB-Homepage

Außenansicht des CSSB-Forschungsgebäudes (Bild: hammeskrause architekten).