EMBL und DESY setzen ihre 30-jährige Zusammenarbeit bis 2015 fort

Hamburg, 19. Mai 2004 – Das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) und das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY unterzeichnen heute ein Partnership Agreement für eine neue interdisziplinäre Partnerschaft zwischen den beiden Einrichtungen. Aufbauend auf der 30-jährigen Erfolgsgeschichte ihrer Zusammenarbeit bekräftigen DESY und EMBL nun auch formell ihre Partnerschaft für die kommenden zehn Jahre mit dem Ziel, erstklassige Forschungsinfrastrukturen an Lichtquellen der neuen Generation für Anwendungen in den Lebenswissenschaften anzubieten.

„EMBL hat erkannt, dass die Zukunft der Biologie in der interdisziplinären Forschung liegt – wir wollen unseren Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, mit Kollegen anderer Fachrichtungen zusammenzuarbeiten“, betont Matthias Wilmanns, Leiter von EMBL-Hamburg. „Das Fachwissen im Bereich Physik bei DESY ist eine perfekte Ergänzung zu unseren Forschungsaktivitäten des EMBL.“

Ein Schlüsselelement der Zusammenarbeit ist der geplante Ausbau der bestehenden Strahlführungseinrichtungen, der im Rahmen des Umbaus des PETRA-Beschleunigerrings zu einer dedizierten Synchrotronstrahlungsquelle stattfinden soll. Ziel ist es, modernste Dienste auf dem neuesten Stand der Technik anzubieten. Der Umbau des PETRA-Rings wird im Jahr 2007 beginnen, und mit seinem Abschluss werden EMBL und DESY auf diesem Gebiet weltweit konkurrenzfähig sein. Die neuen Anlagen werden es den Forschern erlauben, die einzigartigen Eigenschaften des Rings für neuartige Anwendungen in den Lebenswissenschaften zu nutzen, so zum Beispiel für Fortschritte in der Proteinkristallographie, der Kleinwinkel-Röntgenstreuung und der Röntgenabsorptionsspektroskopie von biologischen Materialien. Diese Dienste werden sowohl der weltweiten Strukturbiologie-Gemeinschaft in umfassendem Maße zur Verfügung stehen, als auch intern von EMBL- und DESY-Wissenschaftlern genutzt werden.

„Bei DESY ist es seit langem Tradition, die großen Nutzergemeinschaften an der Planung, dem Bau und dem Betrieb der Anlagen zu beteiligen. Die Zusammenarbeit mit EMBL in den letzten 30 Jahren war besonders fruchtbar. Mit dem Ausbau des PETRA-Speicherrings und dem europäischen Freie-Elektronen-Röntgenlaser XFEL, der in Hamburg gebaut werden und den Betrieb im Jahr 2012 aufnehmen soll, sind wir in einer außergewöhnlich günstigen Lage, um die Forschung und Nutzung sowohl der Synchrotronstrahlung als auch der Strahlung von Freie-Elektronen-Lasern für Anwendungen in den Lebenswissenschaften zu fördern. Diese Möglichkeiten könnten das Gebiet sogar revolutionieren“, erläutert Prof. Jochen R. Schneider, Forschungsdirektor bei DESY.

Im Rahmen dieses neuen Agreements werden die beiden Einrichtungen gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte in den Lebenswissenschaften und damit verbundenen Bereichen der Physik und Technologie durchführen. Die Zusammenarbeit beinhaltet auch die gemeinsame Organisation von Seminaren, Symposien oder Workshops und anderen wissenschaftlichen Veranstaltungen.

Über EMBL:
Das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie ist ein Grundlagenforschungsinstitut, das mit öffentlichen Geldern aus 17 Mitgliedsländern finanziert wird – unter ihnen die meisten EU-Länder, die Schweiz und Israel. Die Forschung bei EMBL wird durch etwa 80 unabhängige Gruppen durchgeführt, die das Spektrum der Molekularbiologie abdecken. Das Laboratorium gliedert sich in fünf Einheiten: das Hauptlabor in Heidelberg sowie Außenstellen in Hinxton (das Europäische Institut für Bioinformatik), Grenoble, Hamburg und Monterotondo in der Nähe von Rom. Die Eckpfeiler von EMBLs Mission sind: Grundlagenforschung im Bereich der Molekularbiologie durchzuführen, Wissenschaftler, Studenten und Gäste auf jedem Niveau auszubilden, den Wissenschaftlern in den Mitgliedsstaaten zentrale Dienste anzubieten und neue Instrumente und Methoden für die Lebenswissenschaften zu entwickeln. An dem internationalen PhD-Programm von EMBL nehmen etwa 170 Studierende teil. Das Laboratorium fördert außerdem ein aktives Programm „Wissenschaft und Gesellschaft“. Besucher aus Presse- und Öffentlichkeit sind herzlich willkommen.

Über DESY:
Das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY in der Helmholtz-Gemeinschaft ist ein mit öffentlichen Mitteln finanziertes nationales Forschungszentrum mit Sitz in Hamburg und einem zweiten Standort in Zeuthen (Brandenburg). DESY ist Mitglied der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. DESYs Auftrag ist die naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit den Schwerpunkten Entwicklung, Bau und Betrieb von Beschleunigern, Untersuchung der fundamentalen Eigenschaften der Materie und Kräfte sowie Nutzung der Synchrotronstrahlung in Oberflächenphysik, Materialwissenschaften, Chemie, Molekularbiologie, Geophysik und Medizin. Die Beschleuniger von DESY werden von etwa 2900 Wissenschaftlern aus 33 Nationen für die Forschung genutzt. Etwa 1000 von ihnen arbeiten im Bereich der Teilchenphysik, weitere 1900 nutzen die Synchrotronstrahlung. In internationale Kooperationsstrukturen eingebettet führt DESY Forschungsvorhaben aus einem breiten interdisziplinären Spektrum durch.