Wissenschaftsrat empfiehlt das internationale Beschleunigerprojekt TESLA

Der von der Bundesregierung beauftragte Wissenschaftsrat hat das vom Forschungszentrum DESY zusammen mit internationalen Partnern geplante TESLA-Projekt zur Förderung empfohlen sobald zwei Aufgaben erfüllt sind. Die Empfehlungen zu den insgesamt neun begutachteten Großgeräten der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung wurden heute veröffentlicht. "Wir freuen uns sehr, dass der Wissenschaftsrat seine erste positive Stellungnahme zu TESLA nun in eine Empfehlung an die Bundesregierung verwandelt hat," so der Vorsitzende des DESY-Direktoriums Professor Albrecht Wagner. "Die Aufgaben, die uns der Wissenschaftsrat gestellt hat, haben wir erfüllt und warten nun auf deren Bewertung."

Zwei Aufgaben hatte der Wissenschaftsrat in seiner ersten Stellungnahme im Juli dieses Jahres benannt: Der Projektvorschlag für den supraleitenden Elektron-Positron-Linearcollider TESLA sollte hinsichtlich internationaler Finanzierung und Kooperation konkretisiert werden; für den TESLA-Röntgenlaser sollte ein überarbeiteter technischer Projektvorschlag für eine Version mit separatem Linearbeschleuniger vorgelegt werden. Die entsprechenden Papiere dazu hat DESY im Oktober an den Wissenschaftsrat geschickt: Ein Konzept zu den administrativen, organisatorischen und finanziellen Strukturen einer internationalen Linearcollider Collaboration, einen ergänzenden technischen Projektentwurf für den Röntgenlaser sowie jeweils ein Memorandum zu den beiden Themen, das die aktuellen wissenschaftspolitischen Entwicklungen aufzeigt. Diese Papiere werden von der Bundesregierung und vom Wissenschaftsrat einer Prüfung unterzogen. Wenn diese positiv ausfällt, wird mit einer Entscheidung der Bundesregierung über das TESLA-Projekt im Jahr 2003 gerechnet.

TESLA steht für TeV-Energy Superconducting Linear Accelerator, also supra-leitender linearer Beschleuniger für Tera-Elektronenvolt-Energien. Dahinter verbergen sich ein 33 Kilometer langer, in internationaler Zusammenarbeit entwickelter Linearbeschleuniger, in dem Elektronen auf ihre Antiteilchen, die Positronen, stoßen, sowie ein Röntgenlaserlabor. Das Besondere an der neuen Anlage: Neuartige supraleitende Beschleuniger ermöglichen Teilchenkollisionen mit höchster Energie und dienen als Quelle für intensive und extrem kurze Röntgenblitze mit Lasereigenschaften. Diese eröffnen neue Forschungsperspektiven für ganz verschiedene Fachgebiete – von der Physik über die Chemie, Biologie und Materialforschung bis hin zur Medizin. TESLA soll als internationales Zentrum gegründet und betrieben werden.

Auf Initiative und unter Führung von DESY laufen derzeit im Rahmen einer weltweiten Zusammenarbeit die Entwicklungsarbeiten für TESLA, das in Hamburg und im Kreis Pinneberg, Schleswig-Holstein, realisiert werden soll. Mittlerweile beteiligen sich 46 Institute aus zwölf Ländern daran, an einer Testanlage bei DESY die Zukunftstechnologie für TESLA zu entwickeln und zu erproben. Die bisher an der Testanlage erzielten Erfolge in der Entwicklung der supraleitenden Beschleunigertechnologie und des Röntgenlasers sind Meilensteine, die weltweite Beachtung gefunden haben. Sie waren die Grundlage für die positive Bewertung durch den Wissenschaftsrat.

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