Das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL) unterhält bei DESY in Hamburg eine Außenstelle, die eine eigens errichtete, integrierte Forschungsanlage für Strukturbiologie betreibt. An drei hochmodernen Messstationen können die Forscher die außergewöhnlichen Eigenschaften der Röntgenstrahlung von PETRA III für neuartige Anwendungen in den Lebenswissenschaften nutzen.

In der neuen Anlage lassen sich sämtliche Schritte von der Hochdurchsatz-Proteinkristallisation über die Probenaufbereitung bis zur Datenverarbeitung unter einem Dach durchführen – was die Erforschung von Molekülen, die über Krankheit oder Gesundheit des Menschen entscheiden, deutlich beschleunigt.

Strukturbiologie an PETRA III

Wollen Biologen grundlegende Prozesse in Zellen oder Proteinen erkunden, greifen sie oft zu physikalischen Methoden. Eines der wichtigsten Verfahren ist die Röntgenstrukturanalyse: Die Forscher bestrahlen Proteine mit intensivem Röntgenlicht und entschlüsseln deren Aufbau und Funktionsweise. Dadurch lassen sich zum Beispiel jene molekularen Mechanismen erkennen, die hinter der Entstehung von Tuberkulose stecken, einer der gefährlichsten Infektionserkrankungen. An PETRA III erforscht EMBL unter anderem das Tuberkulosebakterium, um mögliche Angriffspunkte für neue Medikamente zu finden.

Künftig werden die Experten ihre Bemühungen im Zentrum für strukturelle Systembiologie (CSSB) intensivieren – einer interdisziplinären Forschungseinrichtung auf dem DESY-Campus. Ihr gemeinsames Ziel: den Angriffen von Krankheitserregern atomgenau auf die Spur zu kommen.