Diesjähriger Physik-Nobelpreis für den Nachweis kosmischer Neutrinos und Röntgenstrahlung

Am Dienstag, den 8. Oktober, hat die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften den diesjährige Nobelpreis in Physik verliehen. Er ging zur einen Hälfte gemeinsam an: Raymond Davis Jr (University of Pennsylvania, USA) und Masatoshi Koshiba (University of Tokyo, Japan) "für bahnbrechende Arbeiten in der Astrophysik, insbesondere für den Nachweis kosmischer Neutrinos" und zur anderen Hälfte des Preises an Riccardo Giacconi (Associated Universities, Inc., USA) "für bahnbrechende Arbeiten in der Astrophysik, die zur Entdeckung von kosmischen Röntgenquellen geführt haben".

Professor Masatoshi Koshiba hat langjährige Verbindungen zu DESY. Ab 1972 nahmen seine Schüler am DASP-Experiment am DORIS Speicherring teil. Danach beteiligte er sich mit seiner Gruppe am JADE-Experiment am PETRA Speicherring. Seit 1990 nimmt eine starke japanische Gruppe am ZEUS-Experiment am HERA-Speicherring teil. Auch mit der Universität Hamburg hat Masatoshi Koshiba eine langjährige Zusammenarbeit initiiert und gefördert, weshalb ihm 1999 die Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg verliehen wurde. Für seine Verdienste für die deutsch-japanische Zusammenarbeit hat er zudem 1985 das große Bundesverdienstkreuz erhalten.

Raymond Davis Jr konstruierte einen völlig neuen Neutrino-Detektor, einen riesigen Tank mit 600 Tonnen Flüssigkeit, der in einer tief unter der Erdoberfläche liegenden Grube aufgebaut wurde. In dreissig Jahren gelang es ihm, insgesamt 2000 Neutrinos von der Sonne einzufangen, und er konnte damit zeigen, dass die Sonnenenergie durch Fusion entsteht. In einem anderen gigantischen Detektor, Kamiokande genannt, konnte eine von Masatoshi Koshiba geleitete Gruppe am 23. Februar 1987 einen von einer entfernten Supernovaexplosion stammenden Neutrinoschauer nachweisen. Sie fingen einige zehn der insgesamt 1016 den Detektor passierenden Neutrinos (10.000.000.000.000.000) ein. Davis und Koshibas Arbeiten haben zu unerwarteten Entdeckungen und zu einem neuen, intensiven Forschungsgebiet geführt, der Neutrinoastronomie.

Riccardo Giacconi entdeckte die erste Röntgenquelle ausserhalb unseres Sonnensystems und er konnte als erster feststellen, dass das Universum eine Hintergrundstrahlung aus Röntgenlicht hat. Er entdeckte auch Röntgenquellen, die nach heutiger Ansicht der meisten Astronomen Schwarze Löcher enthalten. Giacconi konstruierte auch die ersten Röntgenteleskope, welche uns völlig neue - und scharfe - Bilder vom Universum geliefert haben. Er trug wesentlich zur Entwicklung der Röntgenastronomie bei.