Promotionspreis 2001 für HERA-Arbeiten

Zum achten Mal hat der Verein der Freunde und Förderer des DESY den Promotionspreis verliehen - dieses Jahr am 3. Juni in der öffentlichen Sitzung des Erweiterten Wissenschaftlichen Rates. Der Vorsitzende des Vereins, Prof. Erich Lohrmann, hielt eine kurze Laudatio und lobte die "beeindruckende Serie von Dissertationen" im vergangenen Jahr. "Man könnte den Preis allen verleihen." Er bedauerte allerdings, dass die Preise recht ungleich auf die verschiedenen Nationen verteilt seien. "Es wäre schön, das zu ändern." Dieses Jahr teilen sich zwei Deutsche den mit 3000 Euro dotierten Preis: Dr. Florian Goebel und Dr. Burkard Reisert.

Beide Preisträger stellten ihre Arbeiten in kurzen Vorträgen vor. Florian Goebel hat in seiner Arbeit eine zusätzliche Instrumentierung für den ZEUS-Detektor mitentwickelt, ein "Vorwärts-Stopfen-Kalorimeter". Damit hat der Jungwissenschaftler in seiner Arbeit "Measurement of the Diffractive Contribution to the DIS Cross Section Using the ZEUS Forward Plug Calorimeter" sehr präzise Daten über so genannte diffraktive Prozesse aufgenommen. Im Vergleich zu früheren Messungen konnte der kinematische Bereich deutlich vergrößert werden.

"Die ersten anderthalb Jahre habe ich mich vor allem mit Hardware beschäftigt", erinnert sich Goebel schmunzelnd. "Da gab es viele Höhen und Tiefen." Dass er für seine Arbeit den Promotionspreis bekommen sollte, hat ihn durchaus überrascht. Allerdings hatte die Universität Hamburg seine Dissertation bereits ausgezeichnet. Für seine weitere Laufbahn in der Wissenschaft erhofft sich Florian Goebel Vorteile von dem Preis. Im Mai hat er zum Max-Planck-Institut für Physik in München gewechselt. Dort arbeitet er mit am MAGIC-Projekt, einem Teleskop zur Untersuchung hochenergetischer kosmischer Strahlung.

Der zweite Preisträger, Burkard Reisert, darf sich nicht nur über den Promotionspreis freuen. Im Herbst wird die Max-Planck-Gesellschaft ihm für seine Dissertation mit dem Titel "Elektron-Proton-Streuung bei hohen Impulsüberträgen am H1-Experiment bei HERA" zusätzlich die Otto-Hahn-Medaille verleihen. Diese Auszeichnung erhalten seit 1978 bis zu 40 junge Wissenschaftler in der Max-Planck-Gesellschaft. Damit verbunden ist auch ein einjähriges Auslandsstipendium. Reisert zieht es ans Fermilab in der Nähe von Chicago: "Beim Tevatron habe ich die besten Möglichkeiten", erläutert Reisert.

Zuvor war er H1 über viele Jahre treu. Begonnen hat seine Karriere in dem Experiment als studentische Hilfskraft. Darauf folgten Diplomarbeit und Promotion in derselben Kollaboration. "Noch beim Abi hätte ich mir das nie träumen lassen", erzählt der junge Wissenschaftler begeistert über die internationale Zusammenarbeit bei H1. "Da war noch die Mauer im Kopf. Jetzt habe ich Kollegen aus Russland oder auch Montenegro." In diesem Umfeld hat er alle drei Funktionen bestimmt, welche die Struktur des Protons charakterisieren. Dadurch hat er erheblich dazu beigetragen, den Aufbau des Protons besser zu verstehen. Von dem Wechsel ins Ausland und den beiden Auszeichnungen für seine Arbeit erhofft sich Reisert einen positiven Einfluss auf eine mögliche Laufbahn in der Wissenschaft.